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Artikel in der NWZ-Göppingen am 22.08.2016

Ausstellung vom Kommen und Gehen

Die Ausstellung „AlbART trifft Kulturmühle“ zeigt Kunst, die vom Kommen und Gehen erzählt.

Als blicke man durch ein Zeitfenster. Zeitlos, weil nicht klar ist, auf welche Phase der Zeit man gerade schaut. Auf Bilder und Objekte, die vom Kommen und Entstehen oder die vom Gehen und Vergehen erzählen. Oder von der Gegenwart, die einen Augenblick inne hält, um besser verstanden zu werden.

Veronika Knoblauch hat jene Momente gebannt, in denen sich Formen und Farben suchen; eines bereits gefunden hat, wonach das andere noch sucht; in denen das eine bereits Gestalt angenommen hat und beim anderen der Entwicklungsprozess noch im Gange ist. Es sind farbintensive Arbeiten, die wie Stillleben wirken und doch quicklebendig erscheinen. In Ansätzen gestaltet sich Landschaft, trennt sich Wasser von festem Grund. Aus einem Gemenge an Farben tauchen willkürlich Objekte und Gegenstände ohne zwingenden Zusammenhang zueinander auf. Schuhspitzen unter einem formlosen Vorhang, frei schwebende Blumen, oder Trompeten, Früchte, Hauswände, Samen.

Christel Fuchs ist mit ihren Bildern noch näher am Ursprung der Genesis – als selbst Farbe sich noch in der Entstehung befand und Farbe und Form ein brodelndes Gemisch bildeten, die Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser sich noch kaum voneinander abgrenzten. Ganz bewusst zeigt die Bad Ditzenbacherin Bilder, die im dezenten Kontrast zu Knoblauchs Arbeiten stehen. Bilder, in denen Kommen und Entstehen nicht einmalig, sondern in einem ständig sich wiederholenden Kreislauf erscheinen.

Thematisch reihen sich die Skulpturen von Hartmut Väth in die Arbeiten der beiden Malerinnen ein. Als Bildhauer verfremdet er in dem Maße, wie es den beiden Malerinnen durch Reduzieren und Abstrahieren gelingt. Beeindruckend sind seine Skulpturen aus Holz. Organische Formen geschnitten, gesägt, geschliffen aus Linden- oder Buchenholz, aus den Stämmen von Apfelbäumen oder Bergahorn und mit hellen Pigmenten gekalkt. Väth spielt gekonnt mit multiplen gedanklichen Möglichkeiten. Seine Objekte erinnern an von der Sonne ausgebleichte, tierische Knochen, an Fragmente aus Porzellan. Massiv und scheinbar federleicht. Holz wird zu Stein und Stein will Holz sein.

Text und Bild von Hans Steinherr 

Artikel in der NWZ-Göppingen am 18.08.2016

Trio zeigt erdverbundene Kunst

Bodenständige Malerei und verwurzelte Skulpturen: Morgen eröffnet in der Kulturmühle Rechberghausen die Ausstellung „AlbART trifft Kulturmühle“.

Text und Bild von Hans Steinherr 

Zwei bodenständige Malerinnen und ein verwurzelter Bildhauer – keineswegs wertend oder despektierlich gemeint. Vielmehr sind es Eigenschaften, die den intensiven Heimatbezug von Künstler und Kunst markieren. Veronika Knoblauch lebt in Böhmenkirch, Christel Fuchs in Bad Ditzenbach und Hartmut Väth in Aufhausen, auf oder am Rande der Schwäbischen Alb. Die Drei, die sich seit Jahren kennen, stellen erstmals gemeinsam aus. „AlbART trifft Kulturmühle“ heißt ihre Ausstellung, die am Freitag um 19.30 Uhr in der Kulturmühle Rechberghausen eröffnet wird.

Bis 18. September werden „thematische“ (Veronika Knoblauch) und „prozessorientierte“ Malerei (Christel Fuchs) und vorwiegend „fundierte“ Skulpturen aus Holz (Hartmut Väth) gezeigt. Kunst, die erd- und naturverbunden ist. Keinesfalls abstrakt oder abgehoben. Der Hinweis hilft, die richtige Sicht und Einstellung zur Ausstellung zu finden. Was gegenstandslos zu sein scheint, ist auf Wesentliches reduziert. Man solle nicht auf den ersten Blick erkennen, was in den Bildern stecke, betont Veronika Knoblauch.

Sie selbst nimmt sich Zeit, braucht bis zu einem Jahr, um Themenreihen abzuarbeiten, um abstrakte Begriffe wie „Seele“ oder „Gut und Böse“ oder Gedichte von Hermann Hesse in ein Bild zu setzen. Um dabei Farbe und Form farbintensiv, harmonisch auszutarieren. In puncto Farbintensität lässt Christel Fuchs Veronika Knoblauch den Vortritt. Sagt selbst, ihre Malerei sei prozessorientiert, sei ein schöpferisches Spiel. Ihre Bilder sind oft brüchig, mitunter reliefartig strukturiert, mit Sensibilität geschaffen, Empfindungen und Emotionen widerspiegelnd, mit aufgeschnittenen Oberflächen und Rissen in der bemalten, mehrschichtigen und immer wieder ausgewaschenen Bildfläche, lange nicht so harmoniebedürftig wie bei Veronika Knoblauch. Bilder, in denen Christel Fuchs ein kompaktes Gemenge an Gefühlen verarbeitet. Selbst Erinnerungen an die verstorbene Mutter.

Der Bildhauer Hartmut Väth ist noch auf eine andere Art der Albheimat verbunden und in seiner Kunst verwurzelt. Er sucht und findet Stämme, Äste und Kalksteine, die er zu Skulpturen verarbeitet und der Schwerkraft entzieht. Väth lässt Holzobjekte wie Papier im Wind flattern. Er wisse immer noch genau, was er wann und wo gefunden habe, sagt Hartmut Väth. Und wenn er mit dem Holz einer 200 Jahre alten Linde arbeite, geschehe das mit Ehrfurcht und Respekt. Wo „Albart Kulturmühle trifft“, trifft auch Form und Farbe auf Empfindsamkeit.

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